Ehrenstein, Albert: Brief an Oskar Maurus Fontana. Ascona, 20.7.1932
Casa Bellaria,
Ascona b.Locarno.
Kt.Tessin. Schweiz. 20.Juli 1932.
Lieber Fontana,
Es freut mich, daß Ihnen mein Versbuch Spass macht. Beim
B.T. schreibt möglicherweise Wolfenstein darüber, sonst weiss ich nur,
dass die Vossische das Referat Hans Flesch gegeben hat; im Uebrigen
bin ich diesbezüglich uninformiert. Viel läge mir daran in der Ar-
beiterzeitung das Buch gewürdigt zu sehen, die Leute - ebenso wie Tag, Abend, N.W.T., N.Fr.Pr. - kriegten aber
kein Exemplar, weil ich dort niemanden zuverlässigen kenne, nur ge-
übte Totschweiger. Ich bleibe den Sommer über im Tessin, der übrigens
infolge der unmöglichen Zustände in Berlin mein dauernder Aufenthalt
werden dürfte. Nach Wien kann ich leider nicht, weil mich Herr Nüch-
tern noch immer boykottiert; er will mich wohl erst 30 Jahre nach mei-
nem Tod sprechen lassen. Wo übersommern Sie ? Wie geht es Ihnen und
Ihren Romanen ? Vor Anfang August wird kaum ein deutscher Verleger
Romanverlagsgelüste tätigen.
Schönste Grüsse Ihnen Beiden von
Ihrem
Albert Ehrenstein