Hofmannsthal, Hugo von: Brief an Raoul Auernheimer. Aussee, 26.10.1922
wo nicht Verletzendes haben – doch
wird Ihnen hier, verglichen mit der Lecture,
das eigentümlich täuschende und
zauberische Element des Theaters
bei der Aufführung sehr zu Hilfe
kommen dessen ich mich z. B. beim
Rosencavalier mit Glück bedient
habe – das travesti zieht ja dort auch
das Bedenkliche in ein höheres
freieres leichteres Gebiet hinüber.
Das Feuilleton über Beer Hoffmann
war sehr ernst und schön. – Von
Poil de Carotte würde ich da man
keine so ausserordentliche Darstellerin
zur Hand hat als vor 20 Jahren
die Desprès war, im Interesse des
Theaterabends entschiedenst abrathen!
Warum nicht Ihren reizenden
Merimée? -Auf bald und stets herzlich der Ihre Hofmannsthal