Berg, Alban: Brief an Erich Kleiber. Wien, 9.2.1926
ALBAN BERG WIEN XIII/1
TRAUTTMANSDORFFGASSE 27
TELEPHON: AUTOMAT 84831.
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Mein lieber Freund Kleiber, ich wollte Dir immer
schon schreiben. Nun, wo ich Dir etwas mitzu=
teilen habe, will ich vorerst mit dem, was
ich Dir immer schon sagen wollte, anfangen:
Dir nämlich danken, daß Du den Wozzeck
„am Repertoire hältst”. Ich brauch Dir nicht
zu sagen, was das für mich bedeutet: mensch=
lich, künstlerisch u. materiell. Der Kampf, den
Du, mein Generalissimus, im Dezember für mich
geschlagen hast, wird so recht ein Sieg auf allen
Linien. Und daß er das ist, wirst Du mein
Lieber, wohl auch empfinden. Dir ist er ja zu
danken! Laß mich also das, was ich seit 2 Monaten
in Einemfort tue, nun auch einmal schriftlich
tun, nämlich Dir von meiner Dankbarkeit reden! -
Und nun zu einer Bitte! Meine
Schwester* will zur nächsten Wozzeckaufführung
(mit ihrer Freundin) eigens nach Berlin fahren
―― * Smaragda v. Eger-Berg