Brüll, Julius: Brief an Arthur Roessler. Wien, 15.4.1919
Avalun
Julius Brüll Leipzig Wien
Verlag.der.Avalun.Drucke
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bindende Vereinbarungen bezüglich des ersten Stockes
zu treffen.
Was M. will ist eine Ueber-Sozialisierung.
Selbst im strengsten Sinne der Sozialisierung gebührt
dem leitenden Unternehmer ein entsprechender Anteil,
der ihm, wie das Budapester Beispiel beweist, seitens
der dortigen Räteregierung zugebilligt wird.
Erwägen Sie auch, dass es ausgeschlossen-
erscheint, den unteren Saal Monat für Monat mit den
Werken junger wirklich moderner deutschösterreichischer
Künstler zu füllen, was dazu zwingt, abgesehen von der
aus erzieherischen und entwicklungsgeschichtlichen Grün-
den sehr wünschenswerten Austauschaktion, Ausstellun-
gen Werke auswärtiger Künstler zu exponieren.
Weiters ist zu beachten, dass das sozusagen
" geschäftlich uninteressierte " Arrangement von Ausstel-
lungen schon anerkannter Künstler wie z.B. Kokoschka,
Kubin u.s.w. nur die Geschäfte anderer Kunsthandlungen
fördern würde.
Die bedingungslose Erfüllung der radikalen
Wünsche von M. muss die Künstler, die keinen materiellen
Rückhalt haben, unausweichlich dem Kunsthändler in die
Arme treiben.
Wien IX.Peregring:1:Fernspr:14924.16343