Brüll, Julius: Brief an Arthur Roessler. Wien, 15.4.1919
Avalun
Juius Brüll Leipzig Wien
Verlag.der.Avalun.Drucke
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im Falle des materiellen Desinteressements den Künst-
ler immer nur anderen Kunsthändlern zutreiben. Ihre
Ausstellungen würden ein beliebter und billiger Rendez-
vous-Ort aller ambitionierten Kunsthändler werden, die
dort mühelos die durch Sie in Szene gesetzten Künstler
zur Expoitierung finden würden. Nebehay, Cassirer, Gurr-
lit, Lanyi,etc. würden den Rahm abschöpfen, während Sie
lediglich die Mühe der Vorbereitung hätten und der Künst-
ler naturgemäss das Ausbeutungsobjekt fremder Kunst-
händler würde.
Für M. müsste der Gedanke von ausschlag -
gehender Bedeutung sein, wer die Sache leitet. Wenn das
Vertrauen vorhanden ist, dass die Leitung im Sinne des
Initiators nicht unmittelbar auf Erwerb ausgehend, die
Traditionen des Hauses fortsetzt, so ist dies die ein-
zige und die sicherste Gewähr dafür, dass die Absichten
M.´s : Förderung junger Künstler sowohl in ideeller wie
in materieller Beziehung, restlos verwirklicht werden.
Zum Schlusse kommend kann ich nur dem
Wunsche Ausdruck geben, dass Herr M. Ihnen das gleiche
Vertrauen entgegenbringen möge wie ich, der von Vorstehen-
den Ausführungen überzeugt, Ihre Entschliessungen im
voraus gut heisst.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Jul Brüll
Wien IX.Pereging:1:Fernspr:14924.16343