Clemen, Paul: Brief an Max Osborn. Bonn, 2.12.1919
pflicht, uns hier zu wehren. Unsere grosse deutsche
Presse steht dieser Frage sehr lau gegenüber, hält
sie nicht mehr für akut und glaubt, dass hier nichts
Neues mehr gesagt werden kann. Man sollte sich hier
Clémenceau zum Vorbild nehmen, der jeden Tag mit im-
mer neuen Worten dasselbe gesagt hat, bis es in Kopf
und Herz eingehämmert war. Wie wichtig diese Frage
ist, das werden wir in wenigen Wochen erfahren, wenn
uns die Auslieferungswünsche und die Forderungen auf
Rückerstattung seitens der Entente mitgeteilt werden.
Wollen Sie nicht hierzu als einer, der in erster
Linie berufen ist, der aus eigener Erfahrung und An-
schauung urteilen kann, das Wort ergreifen? Sie ken-
nen den Westen wie den Osten, haben persönlich an der
Arbeit des Kunstschutzes teilgenommen, Ihre Stimme
wird weit über Deutschland hinaus gehört werden. Bei
der verfluchten Neigung zum Masochismus, die uns jetzt
ergriffen hat, ist es fast nötiger, dem Inland gegen-
über zu zeigen, dass wir doch nicht immer geschlafen
haben, wie das dem Ausland begreiflich zu machen. Die
Publikation soll wahrhaftig nichts beschönigen, sie
hält sich fern von allem Chauvinismus, sie sucht nur