Faistauer, Anton: Brief an Arthur Roessler. Maishofen, 25.2.1919
Maishofen 25. II. 1919.
Lieber Artur Roeßler,
ich beantworte Ihren Brief etwas spät, da ich eine
Woche in Salzburg war u. die Post liegenblieb,
da mein langer Aufenthalt dort unfreiwillig
war. Was meine Arbeit angeht dreht sie sich jetzt
hauptsächlich ums Figürliche mit Bezug auf den Altar.
Aus dem Sommer habe ich wohl einige Bilder 2 Stilleben
2 Buschen, die sind in Wien u. zwar hängen
sie in der Malrequisitenhandlung Darnaut
neben Lanyi. Wollen Sie sich diese Sachen ansehen!
Es ist auch Figürliches dort, von denen Sie nur die
Frau mit dem Fuchs kennen. Sollten Sie für sich
kaufen, so könnten Sie ja gerade auch einmal nach
einem solchen greifen. Von den Blumen ist der hohe
Strausz höchst abscheulich gerahmt was dem ganzen eine
geistlose Haltung gibt, wenngleich es sicher Qualitäten
hat.
Voraussichtlich komme ich einmal im März nach Wien
u. werde einige Altarblattstudien mitbringen.
Ich höre von Wien nichts gutes u bin nicht sicher, ob ich
meine Abscheu werde überwinden können.
Heraußen fühle ich mich teilweise ungemein wohl
nicht aber immer mit meiner Arbeit. Ich habe den Auftrag
"Gott sei Dank" verloren. Erst seither beginnt er sich
besser zu entwickeln.
Wenn Sie jetzt noch Gewicht auf meinen Schielebrief
legen kann ich ihn schicken.
Nach den Masern im Winter (Nov.) haben wir mit Petzi
die üblichen Schwierigkeiten u. hoffe auf die Frühlingssonne
die einzig endgültig helfen wird.
Von den meinen u mir an Ihre Frau u Ihnen
herzliche Grüße als Ihr
ergebener
A Faistauer