Fraungruber, Hans: Postkarte an Max von Millenkovich-Morold. Wien, 4.4.1932
Werter Freund, lebst Du noch? Wir möchten gerne
Mitteilung über das Befinden des liebenswürdigen
Paares und hoffen auf guten Bericht. Daß Du recht
überbürdet bist, kann ich mir denken.
Ich bin zum 6. mal aus einer sehr kostspieligen Kranken-
anstalt heimgekehrt, in etwas verbesserter Auflage,
aber doch zu ständigem Haushüten und Siechtum verurteilt u.
nie ohne Schmerzen. Meine sorgsame Gattin, selbst von
ihren Lebersteinen bedrängt, hat genug mit mir zu tun,
die Freunde erweisen sich nach wie vor mündlich und
schriftlich sehr treu, das beglückt mich. Nach den Röntgen-
bildern ist meine Aorta teils nahezu armdick, teils faust-
groß erweitert, also eine immerwährende Gefahr, die
mich zumeist auf das Ruhebett zwingt. Aber der Frühling
ist auch vom Fenster aus schön. Eine längere Reise werde
ich wohl trotz Heimweh u Lockung nicht mehr wagen dürfen.
Heini Wastian u. Toni Schruf habe ich verloren, es wird leerer
rundum. Gott schütze meine Freunde!
Alles Artige und Gute von mir und allen Meinen
Dir und der verehrten Frau Hofrätin.
In treuer Herzlichkeit [in Bleistift:] 62
Dein
Hans Frgbr
Wien, 4 IV. 32.