Kienzl, Wilhelm: Korrespondenzkarte an Lili Kienzl. Wien, 14.11.1916
Deine Ankunft! Das Geld nimm aus dem
Briefe Bock's heraus, trage es zur Escompte-
Bank, wo es gewechselt u. in mein
Depôt gelegt wird. Verstehst Du?
Gestern war ich bei Gregor, um ihm zu
sagen, dass ich an der ganzen Sache mit
dem ,Testament‘ unschuldig bin. Er war
auch sehr nett. Das war mir ein Bedürf-
nis. - In Karlsruhe war „Evglm.” Duhan
sprach ich. Musiziert habe ich bei Jüllig's
nur einmal (gestern!) - Denk' Dir, die
Hansa war in einer Wiener Pension auf der Wie-
den, hatt ein ganz kleines Zimmerl u. zahlte außer
der Wohnung, die 15 Kronen pro Tag kostete,
noch 25 Kronen Pension für Essen, also 40 Kronen
für eine Person. Dabei war es schlecht u.
sie hungerte(!), so dass sie auszog! Na,
siehst Du?? - Marie lasse ja genug Geld! Sie
muß sich ordentlich nähren. Sammtrock nicht mit-
bringen! Deine 4 Fragen beantworte ich hier kurz:
Vorgelesen? Nein! Meistersinger‘? Nein!
Walküre‘? Nein! - Kinderheim? Nein! - Aber
dafür heute ,Evangelimann‘ in der Volksoper.
Es gehen alle. Und nun sei gut u. vernünftig.
Ich bin u. bleibe ja doch Dein
Wilhelm