Kosel, Hermann Clemens: Postkarte an Franz Karl Ginzkey. Wien, 29.3.1923
Wien 29. III. 1923
Hochverehrter Herr Ginzkey!
Sie haben doch mein Buch erhalten? Ich
bin sehr aufgeregt, zu erfahren, ob Ihnen der
Roman gefallen hat. Ihr Urteil ist mir doch
das maßgebendste, da Sie Dürer und seine Zeit
studiert haben. Sie wissen ja, in welchem
Hangen und Bangen ein Autor schwebt, wenn
sein erstes Buch der Öffentlich[keit] übergeben wird.
Ich hoffe doch, daß Sie meine Arbeit nicht
kalt lässt und daß Sie das Feuilleton für die
Salzb. Zeitung schreiben werden. Ich wäre Ihnen
zu großem Danke verpflichtet. - Schade, daß
Sie für die „Neue Freie Presse“ nichts schreiben wollten,
wie ich hörte, hat Rob. Hohlbaum die Besprechu[n]g
übernommen, den ich leider persönlich nicht
kenne. Ich bin in großer Aufregung, wie
er mein Buch beurteilen wird. - Mein Verleger
schreibt mir, daß in Deutschland günstige, positive
Besprechungen erschienen sind und das Buch sehr
gekauft wird. Er hat von mir weitere 3 Werke in
Verlag übernommen und mich vertraglich ge=
bunden, alles, was ich noch schreibe, ihm zu über=
lassen; ich weiß nicht, ob es gut ist, bei einem
Verlag zu bleiben. Rud. Bartsch hat es mir geraten.