Grillparzer, Franz: Brief an Katharina Fröhlich. Bad Tatzmannsdorf, 16.7.1852

N 801 Tatzmansdrof Freitag 16 Juli 852 Liebe Katty! Mit dem elendesten Schreibmaterial, nicht viel beßer als Wasser versuche ich ein paar Worte niederzuschreiben, die Königstens die Sorge gerstreuen sollen, als ob mir etwas widriges begegnet wäre. Ich bin erst heute, also einen Tag später als ich glaubte, übrigens wohl behalten, hier angekommen. Mehrern Unglückshölle die aber nicht mich selbst betrafen, verzögerten meine Reise. In Odenburg erwartete mich dokter Reinwald, aber in einem Zustande, der jeder Weiterfarth zu widerstreben schien. Mit Übelkeiten und Erbrechen heimgesucht, wäre jedem Andern unmöglich gewesen sich vor Flecke zu bewegen, demunzzeachtet führen wir aber nach dem Essen, wo übrigens nur ich allein, von Odenburg ab, zum Zweiten Unglücke war eines seiner eigenen Wagenpferde, die der auf der Hälfte des Weges nach Güns als Relais erwarteten, und Stehen lahm geworden. Dennunge achtet führen wir mit dem lahmen Pferde weiter und kaum den Tags Mittwe Abends nach Güns, des andere Tages aber war das Pferd nicht weiter zu bringen und ich mußte einen ganzen Tag in Guns bleiben. /. man nennt es glaube ich einiziren./. Endlich heute Morgens um 4 Uhr brachen wir auf und kamen gegen milf Uhr hier an, wo ich ein sehr bescheidenes Zimmer vorbereitet fand und bezoge Unmittelbar nach uns kam ein tächtiges Donnerwetter, das in dem darauf folgenden Regen noch jetzt fortdauert. Ich habe bereits ausgepackt, unter einer furchtbaren ungerischen Juden= Musik zu Mittage gegessen, ein Bad für Morgen besprochen, was wichtig ist, da fast alle Stunden besetzt sind und werde dann meine Kür beginnen 68