Grillparzer, Franz: Brief an Heinrich von Heß. Wien, 15.1.1849

gewaltsam wieder in Erinnerung zu bringen. Ich zögerte und vergrößert die Schuld. Verehrter Herr! Sie, der Sie in großartigen Thätigkeit selbst in die Begebenheiten ein greifen, können keine Vorstellung pon der Tage derjenigen haben, die mit gebundenen Händen sich von ihnen fortreißen lassen müssen. Alles Große und Ehr­würdige verhöhnt. Jeder Tag eine neue Albernheit oder Schlechtig­keit. Ich komme mir manchmal wie ein Hamlet im Hausrock und Pantaffeln vor. da erhalte ich auf einmal den dritten Band des Feldzuges in Italien. Sie haben also mich und mein geringes Vordienst an das hierlandes niemand mehr denkt- noch immer nicht vergessen! O mein Herr. Es ist als ob nicht allein Thatkraft, Treue Aufopferungsfähigkeit, es ist als ob alle Empfindungen des menschliehen Herzens, die unsere Burgarwoll verlassen sich in die Brust der Soldaten zurückgezogen hätten. Darum gehöre ich, wie Sie in Ihrem schönen Briefe sich ausdrücken, wirklich der Armen an, vor allem der intulien. Dann ich weiß dort ein großes Herz, in der doppelten Bedeu­tung des Wortes; als Heldenmuth und als menschlich schöne Empfindung Verzeihen Eure Exzellenz gleichmäßig; was ich so lange unterlassen und was ich mir jetzt erlaube. Ich bin so gewohnt verkannt und nicht beachtet zu werden, daß die Furcht aufdring­lich zu scheinen bei mir jeden andere Rücksicht überwiegt. Eurer Exzellenz ergebenster Franz Grillparzer