Grillparzer, Franz: Brief an Katharina Fröhlich. Coburg, 5.10.1826

seit Jahren sich nicht erinnere ihn gesehen zu haben. Ich spriste bei ihm und mussen eine zweite Einladung leider darum üblohnen, weil ich bereits versagt war. Er hat einen Maler bei sich, der ihm die Menschen, die ihn vorzüglich interessiren, zeichnen muß mir wiederfuhr eine gleiche Ehre. Lüder habe ich ihn zum Danke für als die Güte tüchtig unizirt, denn mich befiel jedesmal ein solche Rührung wenn ich ihn sah, daß ich beinahe meiner nicht Herr war, und alle Muhe hatte, nicht in Thränen auszubrechen. Ein­mal geschah es auch trotz alles Widerstrebens, als mich der alte Mann an der Hand faßte, ins Eßzimmer führte und mit einen herzlichen drucke von seine bei Seute hiersetzte. Die Wirkung, die er auf mich her­verbrachte war halb wie ein Vater und halb, wie ein König. Auch sonst war man in Wennar, wie toll mit mir. keinen Augenblick allen, mer von den nahenhaftesten der Stadt ungeben, der Grascherzog ließ mich rufen, ich war anderthals Stunden bei ihm. Am Tage meiner Abreise geben sie mir noch einen Abschiedscheides in Schießhause, wo­Ganzes Sohn, unser spumel, kurz die halbe Stadt zugegen war. Nach Tische begleiteten sich mich mit Musik und Lebewohlrufen bis zum Wagen, Himmel, und seine Frau waren ganz glücklich über mich, von Briefen gewißer Leute habe ich mir einen einzigen erhalten, ich hoffe es sind einige verloren gegangen. Ich selbst schreibe immer mich schwer mit meinen verwundeten singer, der übrigens doch schon mehr als zur Hälfte heil ist. Ich muß daher auch abbrechen. Adie Grillparzer N. S. Zeigt diesen Brief höchstens ganz vertrauten Freunde ich wünschte nicht, daß dinge, die ich schrieb, damit ihr sie wißt und mit freut, aus Eitelkeit und Ruhmredigkeit geschrieben schien. J 1822. 8 en