HJN 30910 vor 1856 Hochverehrter Herr! Verzeihen Sie, wenn ich mir Ihre Mitwirkung in einer mir wahrhaft am Herzen liegenden Sache erbitte. Es handelt sich um einen hiesigen Maler Heinrich, der sich um Verleihung der Gallerie bei S. durch laucht dem Fürsten Esterhazy bewerben will. Er hat auf der Wiener Akademie studirt, u daselbst 4, sage vier erste Preise bekommen. Er begab sich darauf nach München, wo er Zeichnungs­lehrer mehrerer Glieder der königlichen Familie war u sowohl als Porträts als als Historien= Maler bedeutendes leistete. Er besitzt die ausgezeichnetsten Zeugniße von den hiesigen Malern und Direktoren Ruben und Stahl, von Kaulbach in München und die anerkennendste Bestättigung seiner der Bairischen Königsfamilie geleisteten Dienste von dem Obersthofmeister der Königin Therese. Seit seiner Rückkunft nach Wien ist er dem drückendsten Mangel preisgegeben und ich glaube, daß durch seine Unterbringung selbst der Kunst ein bedeutender Dienst geleistet würde. Hoffe ich zu viel, wenn ich glaube, daß Sie, verehrter Herr Ihren Einflust in der Familie des Fürsten zu Gunsten dieses von den Umständen verfolgten Mannes verwenden worden? Mit vollkommener Hochachtung ergebensten Grillparz