Grillparzer, Franz: Brief an Heinrich von Heß. Wien, 15.1.1849
. 122N 8127.Wien am 15t Jäner 849zVerehrter Herr!Ele Exzellung worper ero5. 832Was mögen Sie gedacht haben, daß ich Ihr Verehrtes, herrlichesSchreiben, mit dem Sie vor Monaten die Chüte hätten, mir Exemplerdes zweiten Abschnittes einer Darstellung des Feldzuges inItalien zu übersenden, bis jetzt ohne ein Wort des Dankesund der Erwiederung ließ,Die Geschichte dieser Antwort ist eben eine höchst klägliche.Ich saß um 6te Oktober und schrieb den Brief, zu dem michmein Herz drängte. Da tönten plötzlich die Dechorgen vonStichhausplatze her in mein Ohr, und der ganze Gräuel diesesentsetzlichen Tages wollte sich vor mir ab. dem Andrängen einermich nächst angehenden Familie nachgebend, verließ ich Wien,und ich gestehen, daß in dieser Zeit des Jammers Feder und Tintemeine letzten Gedanken waren, schon darum, weil Jederund Einte, so wie jede Gelegenheit einen Brief durch die Pestzu Befördern fehlte. Nach sechs Wechen zurückgekommen, fand ichden angefangenen Brief auf meinem Schreibtische liegen.da kann allerdings e alles anderen abgerechnet- ein Gefühlverletzter Höflichkeitspflicht über mich. Aber wie es so oft imLeben geschieht, daß die falsche Scham der achten Eintrag thut,schien es mir lächerlich, mich und mein in der Zwischenzeit wahr,scheinlich vergeßenes Gedicht, durch einen verspäteten Brief