Grillparzer, Franz: Brief an Caroline von Pichler. Neapel, 2.5.1819
J. N. 3024 Neapel am 2 Mai 1819. Gnädige Frau. Ich bin in Trapel und befinde mich Gott sey dank, bziemlich wohl. Villeicht haben. Sie schon durch Igrazius oder Schoppe erfahren, daß letzteres in denn nicht immer der Fall war, und so ist es auch. Das dortige weiche, zugleich aufreitzende und abspannen. die Klima, die Verschiedenheit der Nahrungsmittel und der Lebensart mit der bis dahin gewohnten, vorzüglich aber der Zustand von Sispannung und Thätigkeit in welchen die Wunder alle der rönischen Welt der Geist des Beschauers ohne Nachtaß erhalten wirkten äußerst stören auf meine, ohnehe schon früher angegriffene Gesundheit und dei Unwissenheit der römischen Arzte, in deren Klauer ich gefallen war, hätte mich villeicht meine Rarie nische Reise theuer bezahlen machen, wenn nicht glücklicherweise Ihr wackerer dektor Jäger, der im Gefolge des Fürsten Mettereich die Reise mit­macht, sich meiner augenommen und mich so weil hergestellt hätte, daß ich nicht gegenwärtig ganz leidlich befinde, und wenigstend wieder im Stände bin Eindrücke aufzunehmen, wenn auch nicht zu redenen und wiederzugeben Was ich in Rom gesehen und empfunden werde