Grillparzer, Franz: Brief an Katharina Fröhlich. Jamnitz, 30.9.1823
so ziemlich(im guten Sinne versteht sich) das Widerspiel des meinigen ist, so finden wir uns recht gut in einander. Er hilft mir mein hiesiges Verhältniß ertragen, und ich scheine, wo möglich, einen noch günstigern Eindruck auf ihn zu machen. Villeicht gibt das einen geten Anhaltspunkt für's ganze Leben Seine unstörtere Ruhe wirkt sehr wohlthätig auf mich Kennst du seine Frau? Nach seiner Beschreibung Wenn wir muß sie ein ausgezeichnetes Wesen sey. in Wien seyn werden, will ich ihn dir als Arzt über der Hals schicken; auf die Gefahr, daß er mich bei dir aussticht, denn er liebt seine Frau, und ist was man Er einen braven ordentlichen Menschen wennt. läßt dich grüßen. Durch das alte französische Wasch maube, deren Namen ich vergeßen habe, kennt er unge­fähr unser Verhältnis Wie stehts mit deinen Gesundheit. Machst du dir meine Abwesenheit recht zu Nutze? Nicht im Theater gewesen geschaut, getanzt, Komödie gespielt? Ich werde alles erfahren; am liebsten würde ich es von dir; drum schriebe schreibe, schreib! Vor 14 Tagen glaube ich nicht zurück zu kommen, meinem alten Herrn besagt es hier über alle Massen. Wie gehts den Schwesteren! Viele Grüße an beide, an die glück­liche und an die unglückliche Liebhaberin; oder sind sie etwa Grillparzer seither beide glücklich geworden?