Ascher, Leo: Brief an Victor Léon. Berlin, 20.5.1931
PENSION MEDENWALDT STUBENRAUCH
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Berlin, 20. Mai 1931.
Lieber Herr Léon! Ich erhalte eben Ihre freund=
lichen Zeilen vom 18. d.M., die mir vom Hause
nachgesendet wurden -
Zufällig habe ich heute im Atelier
der Ufa, mit der ich in Unterhandlungen stehe,
wieder mit Albers über „Vergeltsgott” gesprochen -
die Rolle interessiert ihn nach wie vor; leider
wollen die Filmgesellschaften - das höre ich
hier allgemein - in der Regel von alten
Operetten nichts wissen, sondern haben für ihre
„Stars” immer Spezialwünsche -
Vor einigen Wochen hatte ich dem
hiesigen Vertreter der Paramount das Buch
von „Vergeltsgott” gegeben - da ihm der Stoff
gut gefiel, hat er das Buch weiter geleitet.
Leider wurde dasselbe von der Pariser Zen=
trale abgelehnt - das Exemplar habe ich
wieder in Händen.
Nach meinen bisherigen schon ziem=
lich reichlichen Erfahrungen in der Film-
branche sehe ich leider keine Chance für
„Vergeltsgott” im Tonfilm; deshalb halte ich
es für unbedingt zweckmäßig, dass wir
unsere Operette unter den von Ihnen
vorgeschlagenen Bedingungen vergeben: