Angel, Helene: Brief an Dora Angel. Wien, 25.6.1914
Erni hat neue Aufforderungen für Beiträge von
einem Regisseur der Münchener Kammerspiele be-
kommen. Es soll ein Buch herausgegeben werden.
Ich werde heute allein zuhause sein, weil ich
mittag nicht zu hause war als Papa fortging.
Ich gehe in's Kino, dan schlafen.
Flesch stellt sich vor u. macht es dem Weigert nach,
wie er dir das Buch übergeben haben muss. "A, da haben
Sie ja was hineingeschrieben." wirst du dann gesagt haben.
Er wollte das Buch in den Waschtrog schmeissen.
Erni hielt ihn davon ab. Die Buben sind so
schrecklich komisch. Der lange kluge Hans
u Spitzl
Nu jetzt sind sie weg! Sie
machen das Haus voll, aber fesch! Es ist heut' wieder sehr
kühl, Schipsl hat seinen Überzieher bei d. Dunia. als er
sie abholen wollte war sie nicht zuhause, hat er seinen
Überzieher dort gelassen absichtlich u. jetzt ist's kühl
und er hat ihn nicht. So ein Lump. Ich sende dir anbei die 2 Bilder.
Wolgemerkt, viel, viel gesünder u. fröhlicher. -
Nu heut' wirst du wol zufrieden sein. Meine Sitzge-
legenheit tut mir von diesem Brief schon weh.
Du musst das Gummi nicht tragen, wenns dir ander's nicht zu schwer
ist; nur nicht hinunterpressen. Polster hab ich ja beantwortet!
Sehr schön. Ich möcht ' auch enorm gern dort sein u. alles sehn. Aber
ich stell mir's genau vor. Bekommst du noch Briefe von Wien?
Lass, meine niemals liegen, am besten
verbrennen. Es küsst
sehr oft Mutti
Helene