Bahr, Hermann: Brief an Richard von Kralik. Salzburg, 19.4.1916
HERMANN BAHR
SALZBURG
SCHLOSS ARENBERG
19. 4. 16
Sehr verehrter Herr und Freund!
Vor allem: meinen allerherzlichsten Dank für die große große
Freude, die Sie mir durch die so rasche Erfüllung meiner
Bitte bereitet, für die unschätzbare Hilfe, die Sie mir ge-
währt haben! In allem was Sie mir sagen, haben Sie tau-
send Mal recht und ich bin eben schon daran, Ihre Kritik
in mir gähren und Frucht bringen zu lassen. An einer
einzigen Stelle blos kann ich Ihr Fragezeichen nicht
verstehen, das nemlich, das Sie zu dem Satze:
„Wer weiß, daß er glauben muß, glaubt schon;
dies ist schon Glaube.“
setzten. Gerade dieser Satz ist mir sehr wichtig und ich
hielt ihn für theologisch unanfechtbar, da gerade
mir, als ich noch schwankte, immer gesagt wurde,
es komme nur auf den Willen an, und gerade
mein Weg der folgende war: Zusammenbruch meiner
Metaphysik, Einsicht, daß mir nichts übrig bleibe als