München Barerstraße 50
2. 2. 23
Sehr verehrter lieber Josef Hauer!
Herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen. Ich
hatte gewußt, daß Ihnen Goethes „zum Trutz
der Natur” gefallen würde. Wie gern hörte
ich alle diese Dinge wieder einmal aus
Ihrem eigenen Mund! Freilich wärs schön
gewesen, wenn Sie mich, als wir noch in
Salzburg lebten, dort besucht hätten. Aber
nun wird es bald ein Jahr, daß wir hier
in München leben. Doch da Sie in Berlin
konzertierten, warum nicht auch einmal hier?
Ich, freilich, bin durch zunehmendes Taubwerden
schon äußerer Musik fast unzugänglich ge=
worden, aber ich hätte in musicis so manches
auf dem Herzen, das ich Sie fragen möchte.
Ihnen die größte Fülle von Melosmög=
lichkeiten wünschend
mit schönsten Grüßen Hermann Bahr