Berg, Alban: Brief an Anton von Webern. Auen am Wörthersee, 1933.12.°°
Mein liebster Freund, dank Dir
[...] für Deinen lieben - viel zu
[...] Brief. Du kannst Dir nicht vor-
[stelle]n, mit welcher Gier ich ihn u. alle die Nachrichten
verschlungen habe. Manches von Deiner Geburtstags=
feier wußte ich ja; ich laß' mir ja von Reich fort=
laufend über alles berichten, wovon er weiß, daß es
mir nahegeht u. nun gar erst über diese Ereig=
nisse, denen ferngeblieben zu sein ich gar nicht ver=
schmerzen kann.
Ja, das war eine eigentümliche Geschichte mit der sich vor
Dir versteckenden Partitur. Daß Du 8 Tage fast, ohne
direkte Nachricht von mir warst „ausgerechnet” zu Deinem
Geburtstag [was mußt Du Dir gedacht haben!] empfand ich
fast wie eine Strafe, daß ich nicht doch zum 3.12. nach
Wien gefahren war.
Dein Telegramm, das früher als Dein Brief kam (die Visitkarte, mein' ich), verstand
ich nicht einmal recht. Zuerst vermutete ich, daß ein Schreib=
fehler vorliegt: „gefunden” statt „Geschenk”; dann, daß Du
alles zusamm erst jetzt gfunden hättest; bis mich dann ½ Tag
darauf Deine Visitkarte beruhigte.
Wie gerne wüßte ich von Deiner Feier alles genauer:
Bachs Rede, Deine Geschenke u. sonstigen Ehrun-
gen! - Seitzens Brief las ich in der A. Z. mit großer Freude.
- Und nun zu meinen Webern=Feiern. Dein
Quartett hörte ich (aus London) vorzüglich. Auch meine