Berg, Alban: Brief an Gottfried Kassowitz. Trahütten, 19.8.1918
Wenn ich nach Wien komme, nehmen wir einmal
diese Orchesterlieder vor u. besprechen das ausführlich. –
Also ich habe bis 31. Aug. Urlaub. Somit ge=
lang es mir, 7 Wochen zu ergattern, immer hin
viel, ja fast mehr als ich in letzter Zeit erhoffte.
Ich habe die Zeit auch gut ausgefüllt, das
heißt viel gearbeitet: Am Wozzeck. Ich
habe mich verhältnismäßig rasch wieder hinein ge
funden. Leider reißt mich das K. M. in
1, 2 Wochen wieder auf undenkliche Zeit
aus allen Himmeln heraus!
Auch sonst graut mir vor Wien u. allem was
damit zusamm hangt: die Approvisionierungssorgen, die
Straßenbahn, etc etc. Einer schönen Zeit gehn wir
entgegen u. ich schätze – milde gerechnet – noch
auf 2 1/2 solche Jahre.
Nochmals Dank für Ihren lieben Brief, lieber
Kassowitz u. die Zusendung des Merkers u. auf
baldiges Wiedersehn (ab 2. Sept.) in Wien. Ich werde
mich bei Ihnen melden, da ich meine neue Telefon No im
K. M. (wir sind übersiedelt) noch nicht kenne. Ich werde wieder
bei meiner Mutter allein wohnen.
Herzlichsten Gruß v. Ihrem Berg
(Schmid ist in Prag.)