Berg, Alban: Brief an Erich Kleiber. Wien, 16.10.1928
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    und überhaupt eine Sängerin und Darstellerin
    ihnen vorführen können, die sich zur Johansse
    so verhält - wie etwa mein Wozzeck zu Gurlitts.
    Kommt dieses Gastspiel der Wessela, die man
    halt ein- zwei Wochen früher verständigen
    müßte (solange braucht sie, die Deutsch-Böh-
    min ist, nämlich zum Umlernen vom Čechischen
    ins Deutsche) nicht später einmal in Betracht?
    Nun bist Du wohl bös, lieber Freund, daß ich
    Dich in der Sache so sekkiere; aber so sind halt
    Komponisten . . . . .
    Noch einige – und diesmal erfüllbare – Wün-
    sche hab ich am Herzen. Es betrifft vor Allem
    das Singen. Durch das vielfach vorgeschrie-
    bene „Sprechen” ist jenes auch dort wo es
    direkt – ich möchte sagen: bel canto ist –
    etwas ins Hintertreffen gekommen. Besonders
    bei Schützendorff, der ja sonst so unerhört
    gut ist, daß man es ihm gerne nachsieht.
    Trotzdem könnte man ihn bei den vorhergehen-
    den Korrepetitionsproben veranlassen, daß
    er sich bei gewissen Szenen, die eben ge-