Lieber Kassowitz. Ich habe Grund anzunehmen, dass Sie meine letzte Kar-
te nicht erhalten haben. Ich schrieb vor circa 14 Tagen drei mit Maschin-
schrift geschriebenen Karten. Davon eine an Schmid, die nicht angekommen
ist; auf die zwei andern (wovon eine an Sie war) bekam ich keine Antwort.
Ich vermute also, dass diese Karten von der Zensur aufgehalten wurden, viel-
leicht weil ich von meinem Dienst im Kriegsministerium schrieb, und noch
dazu mit Maschinschrift, was unbedingt einen sehr verdächtigen, hochver-
räterischen Eindruck macht.
Also Sie sind behalten worden! Wie kommt Ihnen das vor? Wollen wir uns
nicht einmal treffen? Ich bin / : ausser an Sonn-& Feiertagen : / täglich
von 1Uhr Mittag bis 2 Uhr in einem dem Kriegsministerium schräg gegenü-
liegenden Kaffeehaus: Wiener Ringcafé (Nicht zu verwechseln mit dem
einige Häuser weiter entfernten "Café Prückl") Vielleicht können
Sie einmal um die Zeit hinkommen! Zuhaus bin ich eben fast nicht erreichbar,
da ich um 7 Uhr früh fortgehe und wenns gut geht, gegen 8 Uhr abends nach-
haus komme. Entweder geh ich dann zeitig schlafen oder noch ein wenig spa-
zieren. Man kann mich also nicht einmal mit Sicherheit am Abend treffen,
weshalb ich Ihnen ein mittägiges Rendezvous gebe. Zum 2.Mal... und da
muss ich hinzufügen, dass ich ernstlich böse wäre, wenn Sie meine ersze
Karte erhalten hätten und trotzdem nicht geschrieben haben, Ja-- Sie hät-
ten selbst ohne meine Aufforderung einmal versuchen können, sich mit mir
in Verbindung zu setzen. Aber mir scheint Sie sind ganz aus'm Häusl und
sehen sich schon "im Donner der Gewehre und im Pfeifen der Geschütze".
Also machen Sie Ihr Versäumnis schleunigst gut, sonst sag' ichs Ihrem
Freund Beyer. Mit Herzlichem Gruss
Ihr Berg.
te nicht erhalten haben. Ich schrieb vor circa 14 Tagen drei mit Maschin-
schrift geschriebenen Karten. Davon eine an Schmid, die nicht angekommen
ist; auf die zwei andern (wovon eine an Sie war) bekam ich keine Antwort.
Ich vermute also, dass diese Karten von der Zensur aufgehalten wurden, viel-
leicht weil ich von meinem Dienst im Kriegsministerium schrieb, und noch
dazu mit Maschinschrift, was unbedingt einen sehr verdächtigen, hochver-
räterischen Eindruck macht.
Also Sie sind behalten worden! Wie kommt Ihnen das vor? Wollen wir uns
nicht einmal treffen? Ich bin / : ausser an Sonn-& Feiertagen : / täglich
von 1Uhr Mittag bis 2 Uhr in einem dem Kriegsministerium schräg gegenü-
liegenden Kaffeehaus: Wiener Ringcafé (Nicht zu verwechseln mit dem
einige Häuser weiter entfernten "Café Prückl") Vielleicht können
Sie einmal um die Zeit hinkommen! Zuhaus bin ich eben fast nicht erreichbar,
da ich um 7 Uhr früh fortgehe und wenns gut geht, gegen 8 Uhr abends nach-
haus komme. Entweder geh ich dann zeitig schlafen oder noch ein wenig spa-
zieren. Man kann mich also nicht einmal mit Sicherheit am Abend treffen,
weshalb ich Ihnen ein mittägiges Rendezvous gebe. Zum 2.Mal... und da
muss ich hinzufügen, dass ich ernstlich böse wäre, wenn Sie meine ersze
Karte erhalten hätten und trotzdem nicht geschrieben haben, Ja-- Sie hät-
ten selbst ohne meine Aufforderung einmal versuchen können, sich mit mir
in Verbindung zu setzen. Aber mir scheint Sie sind ganz aus'm Häusl und
sehen sich schon "im Donner der Gewehre und im Pfeifen der Geschütze".
Also machen Sie Ihr Versäumnis schleunigst gut, sonst sag' ichs Ihrem
Freund Beyer. Mit Herzlichem Gruss
Ihr Berg.
10.Juni 1916