Colerus, Egmont: Brief an Max von Millenkovich. Wien, 1917
Wien, Ostersonntag 1917.
Verehrter Herr Hofrat!
Schon vor etwa drei Wochen nahm ich
mir fest vor, Herrn Hofrat endlich wieder
einmal eine ausgiebige Aufwartung zu
machen. Doch mein aufreibender Frohndienst
auf dem Gebiete der Staatswissenschaften
hinderte mich daran. Und jetzt, wo ich endlich
Luft hätte, bringen die Zeitungen eine
Nachricht, über die ich zwar jubelte, gleichwohl
aber traurig gestimmt ward, da ich es jetzt
nicht mehr wage, die jedenfalls bis aufs
Äußerste angestrengte und okkupierte Zeit
irgendwie in Anspruch zu nehmen.
Deshalb gestatte ich mir, meine von den
innigsten Wünschen begleiteten ergebenen
Ostergrüße, Herrn Hofrat zu Füßen zu legen.
Ich habe mit meinem Roman kein
Glück gehabt. Widrige Zwischenfälle, ja
lächerliches Mißgeschick hat mir alles zer=
schlagen
Umsomehr richte ich mich an Ihrem Bei=
spiele auf, dem jetzt hoffentlich nach langem
Kampfe auch der verdiente äußere Erfolg
blüht.