Coudenhove-Kalergi, Marietta von: Brief an Max von Millenkovich. Morava, 26.7.1930
Grossmutter habe ich mich gefreut.
Schade dass die Briefe Mat. Maiers zu spät in
Ihre Hände kamen. Wollen wir hoffen dass Ihr
Buch bald eine 2. Auflage erlebt.
Gewiss haben Sie ebenso wie ich die letzten Tage
in erschütternder Sorge um Siegfried erlebt. Gott
Lob dass die letzten Nachrichten besser sind. In einem
heute erhaltenen Brief wird mir mitgeteilt dass
er anfängt Appetit zu haben, und zu schimpfen,
was hoch erfreulich ist. Aber was wird geschehen?
Bayreuth kann ihn noch nicht entbehren,
und er wird sich doch nicht mehr so an-
strengen dürfen!
Ich bin bis 1. August hier, ab 4. Nibelun-
genstrasse 19. Bayreuth. Ich fürchte sehr zu
den 2 letzten Vorstellungen nicht mehr bleiben
zu können, da ich gar kein Geld habe. Aber
bis über den Ring hoffe ich bleiben zu können,
u. vielleicht geschieht ein Wunder u. ich
darf Sie dort noch erleben. Bitte um Ihre
dortige Adresse, damit ich, falls ich vor Ihrer
Ankunft abreisen muss, das Buch Ihren