Decsey, Ernst: Brief an Adele Strauß. Graz, 25.3.1919
Dr. Ernst Decsey
Graz, Normalschulgasse 1
Graz, 25. März 1919
Hochverehrte gnädige Frau !
Von Jhrer gütigen Aufforderung Gebrauch machend, will ch den
Entwurf meiner Strauss-Operette hervorsuchen, ihn allenfalls
ins Reine schreiben ,vielleicht auch ergänzen und ihn Jhnen
vorlegen. Es würde mich tief erfreuen,wenn Sie, gnädige Frau,
ihn mit Jhrem kundigen Bl ck ansehen und irgend e ner Verwendung
zuführen würden.
Jch darf wol die Gelegenheit ergreifen, um Jhnen me nen besondern
Dank für die anregenden,schönen Stunden in Jhrem gastfreundlichen
Heim aussprechen.Und ich wünschte, ich könnte es,der geplanten
Arbeit halber, bald wiedersehen. Leider befürchte ich,wird dies
sobald nicht der Fall sein, obwol ch es an Bemühungen nicht
fehlen liess. Wenn ich in Wien sein könnte,wäre das Strauss-Werk,
das mir eine musikalische Herzenssache geworden,an der Hand des
schönen Materials in einem halben Jahr längstens fertig. ( Als
Kuriosum möchte ich Jhnen mittheilen,dass ich mich wegen irgend
einer Wiener Stellung an Richard Strauss wendete, und er mir