Decsey, Ernst: Brief an Adele Strauß. Graz, 23.9.1919
Dr. Ernst Decsey
Graz, Normalschulgasse 1
Graz, am 23.9.19
Hochgeehrte gnädige Frau !
Es muss doch ein heiml ches Hin- und Herfliessen
von Gedanken zwischen Menschen geben,denn Sonntag abend sprach
ich von Jhnen und Jhrem Haus hier bei musikalischen Bekannten,
sang Jhr Lob - und zur gleichen Zeit dürften Sie Jhren Brief
an mich zur Post gegeben haben. Jch danke Jhnen jedenfalls für
Jhren l ebenswürdigen Antheil und erlaube mir mitzutheilen,dass
ich die Operetten-Skizze deshalb nicht gesch ckt habe, weil
ich,seit ich zueltzt die Ehre hatte, Sie zu sehen,an einem neuen
Werk zu schreiben begann und daher mein Privatleben sozusagen
einstellte. Es ist jetzt fast fertig und ist e ne Biografie
Anton Bruckners. Soe mögen daraus ersehen, gnäd ge Frau,dass
ich bei einer Wiener Existenzmöglichkeit, die mir allerdings
jetzt schwieriger denn je erscheint, " unsre" Biografie in
relativ ganz kurzer Zeit fertigstellen könnte.
Jch plane zur Aufführung der " Frau ohne Schatten " nach Wien
zu kommen (sofern man noch Eintritt f ndet) und Jhnen bei
dieser Gelegenheit meinen Besuch zumachen sowie d e Skizze