Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. o.O., 13.6.1932
IOS v. DIVÉKY
GRAPHIKER
BETLIS
POST WEESEN
13/VI 1932
Lieber Freund!
Es ist eine Ewigkeit, daß ich Ihnen
für Ihre Karte danken will. Aber ich
hab' es immer wieder geschoben und
geschoben, bis ich endlich etwas erfreu-
liches würde berichten können. Die
Zeiten sind mies und die Reklame
wirft auch wenig genug ab. Da kam ich zu dem
Entschluß es wieder, justament, mit der Kunst zu
versuchen.
Ich habe in Weesen (sic!) einen Freund ge-
funden, der es mir ermöglichte, 2 Mappen zu li-
thographieren resp. in Holz zu schneiden und die
Sache auch drucken zu lassen. Das kostet nämlich
eine ganze Stange Geld. Ich lege den Prospekt
bei und sende sofort nach Fertigwerden die
Mappen. (Daher eine Bitte: Adressen von eventuel-
len Interessenten. Denn jede verkaufte Mappe stärkt
das Vertrauen unseres Freundes für das Weitere.) Das
Weitere, zwar schon beschlossen, aber doch gewissermaßen
abhängig von einen, wenn auch kleinen Erfolg dieser
zwei Mappen, wäre die Erfüllung eines lange ge-
träumten Traumes: eine Passion von 15 Blatt zu li-
thographieren und herauszugeben. Das kostet na-
türlich eine noch größere Stange Geld.
Ich bin sehr
gespannt, was Sie zu den Mappen sagen. Ich habe
das Gefühl, daß sie künstlerisch einen ziemlichen Fort-
schritt darstellen. Ich möchte die Sachen auch gern
in Wien irgendwo ausstellen, am Liebsten natür-
lich in der Sezession. Oder meinen Sie, es wäre besser
zu warten bis die Passion fertig ist? Das gäbe halt