Dörmann, Felix: Brief an Karl Wache. o.O., 29.7.1927
Dörmann, 1. Elisabethstr. 3 / Strache=Verlag,
29.7.27
Sehr geehrter Herr, ich weiß, ich habe unhöflich lang ge-
zögert, Ihren freundlichen Brief zu beantworten,
bitte entschuldigen Sie das mit einer Gelbsucht die
sehr apathisch macht und mit der ehrlichen Abneigung
von mir selber zu sprechen. Und das hat
seine guten Gründe, denn ich bin mit mir
nichts weniger als zufrieden und weiß
genau, dass ich lange nicht das geleistet habe
was ich hätte leisten müssen u. können
An vielem sind äußere Umstände schuld,
aber an Vielem ich selber, da ich im Kampf
gegen manche Eigenschaften meiner
Natur durchaus nicht immer siegreich
blieb. Pater peccavi!
Also: Geboren 29. Mai 1870 Wien
Gelebt als lyrischer Dichter, Journalist Cabaretier
gelegentlich Schauspieler in eigenen
Stücken, Dramatiker u. Librettist, Novellist.
Ganz zuletzt ein Roman Jazz
Was darüber zu sagen hab ich im Waschzettel
selber gesagt - zur Ergänzung der Hoenbrief.
Ein zweiter Roman „Herbst in Europa”
ist fertig, hat aber noch keinen Verleger
Mit verbindlichen Grussen
ergeb Felix Dörmann