Endl, Friedrich: Gedicht an Marie Eugenie delle Grazie. Altenburg, 20.9.1917
[Vordruck Briefkopf:]
= Stift Altenburg, =
Bezirk Horn, N.-Ö.
Telephon Nr. 1. Postsparkassenkonto Nr. 169.023.
[eingeklebtes Gedicht, Zeitungsausschnitt?:]
Am Gmundner See.
Von P. Fr. Endl, Altenburg.
(Alle Rechte vorbehalten.)
Es war ein Fest - ein Marientag -
Schon heiter gewesen der Morgen.
Vergessen der Woche schwerster Tag. [mit Bleistift die letzten zwei Worte durchgestrichen und rechts hinzugefügt: ] Müh' und Plag.
Wie Wolken enteilten die Sorgen.
Der Traunstein blaute zur Mittagsstund'.
Der See lag im Sonnenglanze -
Und Segel, weiß und farbenbunt,
Und Blüten zierten das Ganze.
Die Menschen wogten froh einher
Am sonnigen Ufergestade.
Musik drang aus dem Farbenmeer
Und erfüllte die Esplanade.
Ich stand und schaute, konnt' satt mich nicht seh'n.
Und ging's mir wie Hunderten andern,
Die staunend dort an den Ufern steh'n
Und stündlich fröhlich dort wandern.
Ich rief hinein in den sonnigen Duft,
Hinein in die weiche, wallende Luft:
"O Gott, wie hast du so schön bestellt -
Die Gmundner Alpen= und Seenwelt!"
Sehr geehrte Frau Baronin !
Komme erst jetzt auf den lapsus oben. Tut mir
riesig leid ! Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebenster dankschuldiger
P. Friedrich Endl