Dr. EMIL ERTL
WIEN, III. BEZ.
KLIMSCHG. Nr. 1.
7. 11. 1919.
Lieber verehrter Herr Professor.
Der Eckart=Bund=Sitzung v. 14. 11.
kann ich krankheitshalber nicht beiwohnen, ich
leide an Exsudaten, muß punktiert werden
u. baldmöglichst südliche oder Höhenluft auf=
suchen. Gestatten Sie mir deshalb schriftlich die
Bitte, sich um die Cellistin Beatrice Reichert,
gütigst annehmen zu wollen, die für einen För=
derungspreis vorgeschlagen ist (was wohl von
vornherein nicht ohne Ihre Zustimmung und Be=
fürwortung geschehen sein dürfte.) Die Ge=
nannte kommt aus einer Familie, die noch
vor 3, 4 Jahren wohlhabend war, seither aber
alles verloren hat. Ihre Eltern bringen sich mühsam
im Ausland durch, das Mädchen steht ganz allein
u. muß sich selbst ihr Leben verdienen durch Cello=
stunden. Wie schwer es ist, dabei eine so hohe Stufe
ausübender Künstlerschaft zu behaupten, kann
niemand besser ermessen als Sie. Ich glaube, daß diese
WIEN, III. BEZ.
KLIMSCHG. Nr. 1.
7. 11. 1919.
Lieber verehrter Herr Professor.
Der Eckart=Bund=Sitzung v. 14. 11.
kann ich krankheitshalber nicht beiwohnen, ich
leide an Exsudaten, muß punktiert werden
u. baldmöglichst südliche oder Höhenluft auf=
suchen. Gestatten Sie mir deshalb schriftlich die
Bitte, sich um die Cellistin Beatrice Reichert,
gütigst annehmen zu wollen, die für einen För=
derungspreis vorgeschlagen ist (was wohl von
vornherein nicht ohne Ihre Zustimmung und Be=
fürwortung geschehen sein dürfte.) Die Ge=
nannte kommt aus einer Familie, die noch
vor 3, 4 Jahren wohlhabend war, seither aber
alles verloren hat. Ihre Eltern bringen sich mühsam
im Ausland durch, das Mädchen steht ganz allein
u. muß sich selbst ihr Leben verdienen durch Cello=
stunden. Wie schwer es ist, dabei eine so hohe Stufe
ausübender Künstlerschaft zu behaupten, kann
niemand besser ermessen als Sie. Ich glaube, daß diese