Berg, Alban: Brief an Anton von Webern. Berghof, 18.6.1919
Arythmie auf, er verzichtet auf Taktbezeichnung und
Taktstrich"; aber ich wette, daß ich in diese Kompo-
sitionen die Taktstriche hinein machen könnte
u. sich eine nicht geahnte Rhytmie ergäbe. *)
Aber was wichtigeres!! (Obwohl einem bei der
Ahnungslosigkeit dieser jungen Leute von der Musik
Schönbergs, die trotz Taktstriche arhythmischer ist als die ihre)
die Lust vergeht, sich mit ihnen einzulassen) Ich zitiere:
"Mein Verleger ist speziell für Herausgabe zeitgenössische Werke
sehr eingenommen, er verlegt u. a. auch Erdmann, Wellesz,
Hauer u. macht sehr viel Propaganda für die Moderne bzw.
Expressionismus und als er von Ihren Kompositionen hörte
war er sehr beeindruckt (!) von Ihrem
Stile und Ihrer Persönlichkeit und da nicht nur für Schön-
berg sondern auch unbedingt für das Herauskommen seiner
Schüler gesorgt werden muß, hätte ich gerne, wenn
nicht nur Sie alleine sondern auch Webern u. an=
dere in diesem Verlage der mit allen Mitteln strebt
und wirklich revolutionär dasteht, erscheinen würden,
dieser Verlag nimmt Sie und die anderen sicher mit

*) übrigens soll der Pianist Arthur Schnabel, wie Schulhoff
schreibt, ohne von Hauer gewußt zu haben, ebenso
atonal und arhythmisch (also ohne Strich) komponieren.