Berg, Alban: Brief an Anton von Webern. o.O., 7.12.1928
viel gezischt als applaudiert.
Wie gerne gienge ich auf den Semmering. Aber
wieder ist es eine so blöde „Postarbeit”:
Der Casella-Artikel muß fertig werden! Und dann
steht Weihnachten vor der Tür - aber vielleicht
nach Weihnachten! Dort könnten wir ganz
anders plauschen, als in Wien, wo man ja nicht
mehr atmen kann. Was sagst Du zu Miklasch! Und
zur wahrhaftigen Absicht,Schober zu wählen!
Uebrigens: Die letzte Kraus-Vorlesung war die
Herrlichste, die ich je erlebt habe. Er sprach
auch ein paar wundervolle Worte über Loos.
Und was sagst Du zur Furtwängler-Affaire? Pass
auf: der Schalk wird noch bleiben! Es ist zum
Speiben!
Ich rate Dir, mein Lieber, lies da oben wenig-
stens keine Zeitung, damit Du nicht lebensüberdrüs
sig wirst - wie Dein, Dich allerinnigst grüßender
Alban
Alles Liebe auch von meiner Frau.
Hoffentlich lasest Du auch das Interview im N.Wr.
Journal nicht. Man befrug mich als Fachmann in
Konzert- und Theater-Skandalen. Ich sprach ganz
gern davon, aber man brachte nur die Hälfte dessen
was ich sagte und dafür - was das größere Malheur
ist - doppelt so viel eigene Journalisten-Erfin-
dung, die purer Blödsinn ist.
[linker Rand:]
Die Atterberg-Symphonie ist weder ein Scherz, noch ein Plagiat, sondern überhaupt
nichts. Schmid ist dagegen ein Klassiker!