Bienenstein, Karl: Brief an Max von Millenkovich-Morold. Marburg, 31.7.1917
Marburg ad. Drau, Kasinogasse 2.
31.7.17.
Hochverehrter Herr Direktor!
Soeben komme ich von einem 14tägigen
Aufenthalt in meiner Heimat im Erlauf=
tal heim und finde Ihren freundlichen
Glückwunsch.
Ich danke Ihnen dafür aus ganzem
Herzen und kann nur sagen, daß er
mir unter allen der liebste war, weil
er mir sagt, daß ich dann doch im Kreise
der alten Freunde noch nicht ganz vergessen
bin. Mit Wehmut schaue ich oft aus
meiner Vereinsamung in die schönen
Tage reicher Anregung in Wien zurück
und mit tiefer Freude erfüllte es mich,
als ich von Ihrer Ernennung zum
Direktor unserer vornehmsten deutschen
Bühne las. Endlich der rechte Mann
auf dem rechten Platz.
Ich wollte damals meinen Glückwunsch
drahten. Aber scheue Erwägung hielt
mich zurück: "Was bist Du ihm? Weil
Dir einmal die Ehre zuteil wurde, mit
ihm vorzulesen, hast Du kein Recht dich
jetzt an den Erfolgreichen heranzu=
drängen."
So dachte ich. Und nun bereue ich, daß