Bindtner, Josef: Brief an August Sauer. Wien, 18.6.1919
anschließen.
Alt-Oesterreich besitzt übrigens noch eine Anzahl durchaus
origineller Autoren, deren in mancher Hinsicht wertvollem
Schaffen noch keinerlei Aufmerksamkeit zugewendet worden
u. deren Neubelebung sich verdienstvoll an bisher Geleistetes
angliedern müßte. Ich denke etwa an den verschollenen
schwer zugänglichen Johann Huber (Jan-Rebhu) aus St. Georgen,
dessen "Weiber-Hächel" zufällig sich in meinem Besitz befindet, od.
aus meinen Tagen an Aug. G. Hornbostel, dessen von E. v.
Komorzynski im Grillparzer Jahrbuch (XIV.) bruchstückweise
mitgeteilte Novelle: "Die schiffbrüchigen Geschwister" der Öffentlichkeit
endlich völlig vermittelt zu werden wert wäre.
Der von Ihnen erwogene Plan mit Dialektischem hervor-
zutreten scheint mir sehr glücklich, u. würde ich auch gerne mich
dieser Aufgabe widmen. Haben Sie einen bestimmten Autor
oder eine Sammlung von Musterstücken in Erwägung gezogen?
Ich vermute das letztere u. würde eine Auswahl von
M. Lindemayr an bis auf J. G. Seidl u. den Stelzhamer-Kreis
allen Interesses wert erachten.
Im übrigen möchte ich mir erlauben, Ihnen, hochverehrter
Herr Hofrat, unmaßgeblich u. anregungsweise noch folgendes zu
unterbreiten:
1. Eine Ausgabe der Werke Karl Becks - in Gesammtheit
oder Auswahl. Becks Lyrik müßte heute fast aktuell wirken,
u. es ist seit seinem vor 40 Jahren erfolgten Tode keinerlei Neudruck
eines seiner Werke erfolgt, obwohl sich schon damals Joh. Nordmann
mit einer Gesammtausgabe beschäftigte.