Böhm, Franz Josef: Brief an Marie von Ebner-Eschenbach. o.O., 24.4.1914
Zdisslawitz 26. April 1914
Hochverehrter Herr!
Als Ihr wertes Schreiben im
vorigen Monat an mich ge-
langte, war ich krank u.
völlig unfähig auch nur
einen Teil der Briefe die
ich erhielt zu
beantworten. Jetzt bin ich eine
Rekonvaleszentin u. zu meiner
Erholung auf dem Lande,
schriftstellerisch tätig vermag
ich aber nicht zu sein. Wie
sollte ich es mir zutrauen auch
nur andeutend meine tiefe
Verehrung u. Liebe für unseren herrlichen
Anzengruber in würdige Worte
zu kleiden? Wahrhaftig, an
freudigem Wollen die schöne
Aufgabe nach meinen besten
Kräften zu erfüllen fehlt
es mir nicht. Aber diese
"besten Kräfte" sind im
Augenblick sehr schwach.
Was ich sagen könnte