Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 72041
Leipzig, am 18.Mai 1929.
Herrn
Ernst Krenek,
Wien XIII.
Eitelbergergasse 13.
Sehr verehrter lieber Herr Krenek,
ich bin, davon sind Sie wohl überzeugt, sehr
glücklich, daß unsere Zusammenkunft über mein allergespann-
testes künstlerisches Interesse hinaus auch praktischen
Perspektiven dienen soll, und ich hoffe nur dringend, daß
ich für Ihr neues Werk eine solche Rollenbesetzung werde
aufbringen können, daß ich eine Leipziger Uraufführung mit
meinem Verantwortungsgefühl dem Werk und Ihnen gegenüber in
Einklang zu bringen vermag. Das allein wird, scheint mir,
der springende Punkt sein. Im übrigen bin ich so ziemlich
außer Sorge, umsomehr, als jetzt unser Chor nicht nur zahlen-
mäßig stärker, sondern auch künstlerisch ungleich leistungs-
fähiger geworden ist.
Wir haben den ganzen Donnerstag bis zum Abend
restlos zur Verfügung, und eventuell auch noch den Freitag.