Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 720 41
Leipzig, am 29.April 1929.
Herrn
Ernst Krenek,
Wien XIII.
Eitelbergergasse 13.
Sehr verehrter lieber Herr Krenek,
selbstverständlich richte ich es ein, daß ich zu jener
Zeit, zwischen 20. und 24. Mai in Leipzig bin. Übrigens glaube
ich ohnedies, daß ich zu jener Zeit werde hier sein müssen,
weil ich diese Tage für die Proben Ihrer Einakter gar nicht
werde entbehren können, deren Einstudierung mir und übrigens
auch allen Sängern große Freude macht.
Ich bin vorgestern mit Dr. Heinsheimer nach Dresden
gefahren, wo ich ein unerträglich verlogenes Opus eines wahren
Theater=Analphabeten über mich ergehen ließ (von allen Verlogen-
heiten ist die „sacrale” eine der widerwärtigsten). Dr. Heins-
heimer hat mir schon von Ihrer Deutschlandreise und ihrem vor-
zeitigen Abbruch, den ich sehr gut begreife, erzählt und wir
haben auch schon im Zusammenhang damit von Ihrem Leipziger
Mai=Besuch und von der anderen, mich allerdings in höchstem
Maße interessierenden Frage gesprochen.