Brecher, Gustav: Brief an Ernst Krenek. Leipzig, 18.6.1929
Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 72041
Leipzig, am 18. Juni 1929.
Herrn
Ernst Krenek,
z.Zt. Gosaumühle, Salzkammergut.
Sehr verehrter lieber Herr Krenek,
nehmen Sie unser aller herzlichsten Dank für Ihre
freundliche Depesche. In der Tat war diesmal, wie ich es auch
schon in allen Proben gefühlt hatte, alles mit ganz besonderer
Lust und Liebe am Werke und Ihre Einakter hatten einen der
stärksten und einhelligsten Erfolge, die ich im Laufe meiner
nun schon fünfjährigen Tätigkeit hier beobachten konnte. Ich
bin sicher, daß wir sie sehr oft werden geben können und so
auch in die Lage kommen werden, sie Ihnen noch selber vorzu-
führen, vielleicht öfter, als Sie sie werden ansehen wollen.
Hertzka sagte mir in Berlin, daß er mir bereits in
die Ferien Teile des Klavierauszuges von „Orest” nachschicken
werden wird, und ich freue mich darauf, mich schon vor den
Stürmen der neuen Spielzeit in Muße damit befassen zu können.
Wenn nichts dazwischen kommt, fahre ich mit meiner
Frau am 24. ds. zunächst nach unserem kleinen Forte dei Marmi
(Grand Hotel), wo wir vermutlich bis 10. Juli bleiben. Dann