Faistauer, Anton: Brief an Arthur Roessler. o.O., 21.4.1919
wird allerdings kaum weniger grausam sein mit
Hunger u. Seuchen u Meuchelmord als die Schlachten der
vergangenen Jahre.
Bürgerkriege sind ja immer häßlicher gewesen, wenn sie
auch natürlicher waren, da es um Weltanschauungen gieng.
Ich habe über das Kunst-Wien noch keinen Informations
Bericht. Ich hörte nur, daß die geistig tätigen u die
Tischlergruppe ausstellen. Das Künstlerhaus hat jedenfalls
eine congeniale Nachfolge.
Ob die Herren aus List diese Gesellschaft von trottelhaften Kunst=
betrügern ausgestellt hat um sich selbst zu rechtfertigen
möchte ich gerne wissen.
Wahrscheinlich bringt man aber auch solchen Dreck am
leichtesten aus der Welt, wenn man ihn anerkennt,
wenn auch mit verhaltener Nase.
Wenn ein ehemaliger Statthaltereibeamter spinnend wird
kann da ein besserer Wahnsinn herauskommen als
Indien-Express-zionismus.
Der modernste Kitsch geht wesentlich schwerer auf die Nerven
als alles alte Übel.
Ich möchte wissen was man in Wien dazu sagt.
Wenn Sie Zeit haben bitte schreiben Sie mir einmal
ein paar Zeilen.
Ich grüße Sie herzlich
als Ihr erg Faistauer
Herrn Brüll bitte schönen Gruß auszurichten.