De Francesco, Grete: Brief an Ernst Krenek. o.O., 1.11.1931
Berlin-Wilmersdorf,
Rudolstädterstr.9
1.XI.31
Lieber Herr Křenek,
Ihr "philiströser Zigeuner" hat mir eine
trübselige Sonntagsstimmung so zum heiteren gewendet,dass ich Ihnen wirklich
ein paar Zeilen schreiben muss.Das haben Sie ganz reizend gemacht und der
hochlöbliche chrischt-Katholsche Bachemverlag wird sich freuen.Was man so
für einen Dreck besprechen muss,mit Verlaub zu sagen,davon werden Sie sich
ja bei meinen"lusbetonten Jugendeindrücken"überzeugt haben.Ich versteh' nur
nicht, warum die FZ als"kranker Mann"für solche Sachen auch nur einen Pfen=
nig ausgibt.Die blieben besser ganz unbesprochen,angesichts der "Wichtigkeit"!
Gregor kehrt dieser Tage heim und ich schreibe ihm gleich Ihretwe=
gen.Gehen Sie vielleicht in etwa 8 Tagen nach vorherigem Anruf hin.Mei=
ne Angelegenheit in Frankfurt steht akkurat so wie an dem Tage als wir uns
zum letzten Mal sahen.Kein Wort,nur Bücher kommen von dort.Atlantis-Frank=
furt bleibt für mich versunken.Da das"Geldchen"sich dem Ende zuneigt und
leider sich nicht zur rechten Zeit einzustellen pflegt, wird das langsam
katastrophal,da ich ja in der Richtung jeder anderen Bindung doch durch
die unklare Lage mit Frankfurt gehemmt bin.Gublern zu schreiben gebe ich
langsam auf,das verhallt und versinkt auf den Meeresgrund,wo Antlantis
schläft.Vielleicht erwacht die Stadt bis ausjubiliert ist,ich weiss es
nicht.Sollte Ihr Freundeswort sein Ohr eher erreichen,so erwähnen Sie
mich gütigst einmal.Zu tragischen Auslegungen neige ich nicht,aber mit
einem Mensch in dieser Art intensiv zu verhandeln und dann zum atlanti=
schen Taucher zu werden,das ist doch etwas verwunderlich.Man sieht ja da=
raus vor Allem,dass G.wirklich überlastet ist und Entlastung brauchte,da
wird er doch wohl die Lappalie meines Engagements durchsetzen können.