Franzos, Ottilie: Postkarte an Julius Pée. Wien, 12.10.1930
Wien 4. Starhemberggasse 32/13 12. 10. 30.
Lieber verehrter Herr Professor! Ihnen
und Ihrer Frau Gemalin viele herzliche
Glückwünsche zum ersten Enkelkind!
An Frl. Hilde habe ich direkt geschrie=
ben.
Es freut mich ausserordentlich, dass Sie
nun an einem Ort sind, der Ihnen
durchaus zu behagen scheint und an
dem Sie verbleiben werden. Ich bin
so konservativ, dass ich seit 1877
eigentlich nur 4 Wohnungen bewohnt
2 in Wien bis 87, eine in Berlin von
87-1904 mit meinem Mann, und nun
hier seit 04. Es ist mir auch eine
grosse Freude, dass es Ihren Söhnen so
gut geht.
Von Ihrer Korr. mit Frau Dekker hatten
Sie mir geschrieben. Ihr Heimgang ist Ihnen
sicher eine Lücke. Aber 90. Ich möchte es
nicht werden, habe freilich auch mit
meinem angegriffenen Herzen gar
keine Aussicht dazu. Multatuli habe
ich vor Jahren gelesen.
Von meinen Grossneffen hat nur Ru=
dolf - 18 Jahre - maturirt. Michel ist erst
16. Unterprima - Siebente.