Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 21.2.1923
Wien 21/2 23.
Lieber, verehrter Herr Professor! Ihren l. Brief v. 12. habe ich samt
Einlage erhalten. Dr. Geiger, der Sohn ist augenblicklich mit seiner
Frau auf einer Skitour - landschaftlich sind wir ja reich! und
das wenigstens kann uns Niemand nehmen. Aber selbst
dies ist nicht richtig - unser schöner Wiener Wald ist ja so jäm-
merlich ausgeholzt worden, durch die Not der Zeit, planlos
und unsachgemäß. Er war mit 200 francs für seine Mut-
ter schon einverstanden. Ich muß mich nur erkundigen, ob
man jetzt überhaupt Geld nach Deutschland schicken kann,
sonst muß ich warten bis er wieder einmal geschäftlich
hingeht. Die 5 francs möchte ich gerne für eine Osterfreude
für die 87jährige, von der ich Ihnen neulich schrieb, verwen-
den.
Offen will ich bekennen, daß ich meinte, Ihnen einen Artikel
über Falkes 70. Geburtstag zu senden. Sein Tod war mir
ganz entschwunden. (Ich bin uralt, gedächtnißschwach und gehe
täglich etwas zurück).
Ich werde versuchen, die K.E.F. Schulze-Artikel, die Frau
Geiger noch hat, zu erhalten. Es sind einzelne Hefte der D. D.,
die ja als 14tagszeitschrift erschienen ist.
Das gewünschte Verzeichniß der Franzos-Publikationen
in der D. D. folgt ehestens.
Lieben Dank, aber über meine Sommerfrische reden wir,
bis ich mich wirklich aufraffe!
Eine Pojaz-Übersetzung würde mich unendlich freuen,
auch ganz ohne Entgelt für mich.
Sehr vermisse ich in Ihrem Brief das Persönliche. Was
macht der Garten? Wir haben nur Kälte und Schnee,
doch Anfang Februar sprossten die Sträucher und Körbe
voll Schneeglöckchen waren an allen Ecken der Stadt
zu sehen.
Frau G. will francs, nicht Reichsmark – darf ich sagen,
daß es auch in der Mehrzahl Mark und nicht Marken heißt.
Ich schäme mich zu berichten, daß die bisher angefrag-
ten Rappaports offenbar von ihrer Provenienz nichts
wissen wollen. Hingegen habe ich eine Suttner ent-
deckt - doch wird sich da vielleicht eine andere Schwierig=
keit ergeben. Die 3/4 fr. Marke auf Ihrem Brief wird
Michel Benedikts große Freude erregen, der Große hat
sie ja schon. Leider hat Michel sich aus der Schule eine Ohr=