Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 28.5.1922
28/5 22
Verehrter Herr Professor ! Also - - - -
Ihr l. gestern angelangter Brief vom 24/5 hat mich, wie
Sie denken können, um Cz. willen ganz besonders interessiert
Ich beantworte aber der Reihe nach. Die echte Perle kostet
als einzelne von 10 Tausend Kr. an. - Ich habe nun
nach Berlin wegen Weitz angefragt , warte also jeden-
falls mit dem hiesigen Angebot . - Heyse - Storm, Börne -
Herz, Kompertblatt sind hoffentlich in Ihre Hände gelangt,
samt den Gablonzer Mustersteinen .
Ich schreibe "Czernowitz" - eine Verschwägerte meines
verstorbenen Bruders weilt soeben dort. Auch eine
Geschichte! Wer ist David Klarfeld? Wieso legte er den
Brief bei? Das würde mich sehr interessieren. Ich
weiß nur, daß Verwandte meiner Schwiegermut-
ter in Rußland geschmackvoll ihren Namen in
Schwammberg wandelten. Das Maturitätszeugniß
habe ich - irgendwo! Ein Jugendbild werde ich - mit der
Bitte um Rückstellung - senden. - Die Gasse heißt "Fran-
zos" u. nicht Karl Emil Franzosgasse, was mir damals
sehr wider den Strich ging, sie aber heute vielleicht