Fulda, Ludwig: Brief an Max von Millenkovich-Morold. Berlin-Dahlem, 29.5.1917
Berlin-Dahlem, den 29ten 5 1917.
Miquelstrasse 86.
Hochgeehrter Herr Hofrat!
Für das eingehende werte Schreiben vom 7. d.
in Sachen des „Peer Gynt" sage ich verbindlichsten
Dank und werde mich unter den dargelegten
Umständen in Geduld fassen.
Heute möchte ich mir gestatten, Sie in Betreff
meines Lustspiels „Die verlorene Tochter" (das morgen
hier bereits die 150. Aufführung erlebt) um eine
freundliche Auskunft zu bitten. Obwohl die dortige
Aufführung meinem Wunsch gemäß auf den Herbst
verschoben worden ist, wäre es mir von großem Interesse,
schon jetzt oder doch möglichst bald etwas über die
Besetzung der Hauptrollen erfahren zu können. Die
Korrespondenz, die ich darüber mit Herrn Direktor
Thimig führte, wurde durch seinen Rücktritt unter-
brochen, und so weiß ich noch immer nicht, welche
Darstellerin für die Titelrolle in Aussicht genommen
ist. Herr Direktor Thimig dachte dabei an eine
neu zu engagierende Kraft, ohne mir jedoch
mitzuteilen, ob eine solche bereits gewonnen sei.
Von verschiedenen Seiten werde ich darauf aufmerk-
sam gemacht, daß vom bisherigen Personal vielleicht
Fräulein Mayen für die Rolle in Betracht käme.
Da ich selbst diese Künstlerin nur ganz flüchtig
von kleineren Aufgaben her kenne, habe ich hierüber
kein Urteil und muß die Bewertung dieser