Berlin-Dahlem, den 28 ten Okt. 1927.
Miquelstraße 86.
[Handzeichen, unleserlich] Lieber Freund!
Mit gleicher Post sende ich dir mein
neues Lustspiel "Höhensonne", das hier trotz
einer politisch gehässigen Kritik und nicht
in allen Teilen glücklichen Aufführung am
Montag die 25. Aufführung erlebt. Ich bitte
dich, es zu lesen und mir deinen Eindruck
davon zu sagen. Es enthält mehrere für dich
in Betracht kommende denkbare Rollen und
ist ganz gewiß eine meiner besten Arbeiten.
Herterich hat es aber mit der Begründung
abgelehnt, man kenne die Servilität in
dieser Form in Oesterreich nicht. Falls dies nicht
nur ein Vorwand ist, begreife ich einen Stand-
punkt nicht, wonach man in Wien von
deutschen Verhältnissen so weit entrückt sein
soll, um sich nicht darüber amüsieren zu
können. Im Gegenteil, man wird dort der
Satire des Stückes viel unbefangener und
objektiver gegenüberstehen als hier. Nochmals,
schreib mir recht bald deine Ansicht.
Herzlich grüßend, auch von meiner Frau
dein getreuer
Ludwig Fulda