Goering, Gerd Hans: Brief an Ernst Krenek. o.O., 6.1.1933
merkwürdiger Weise wurde mir die von
George gar nicht angeboten, es hiess, in Einze[l]
ausgaben liege überhaupt keine vor. Ich habe
sie mir dann im Urtext in der Ausgabe
der Insel-Bücherei angeschafft und oft
gelesen. Es ist nun erstaunlich, wie die kraus-
sche Nachdichtung, je öfter ich mich damit
befasse desto mehr mit völliger Evidenz
als einzig autorisiert wirkt, nämlich
wirklich aus der deutschen Sprache neu
erschaffen und so nun mehr zehn mal
aufschlussreicher als das englische Original.
Nichts hat mich noch in künstlerischer
Hinsicht mehr in Respekt gesetzt, al[s d]iese
Nachdichtung. Und ich warte sehr, dass sie
gesondert erscheint. Dann musst Du sie
mir unbedingt schenken.
Dass ich mich nicht eher gemeldet habe,
liegt nicht an einem üblen Zustand;
ich befinde mich soweit ganz wohl.
Es lag aber nichts vor. Doch nun hoffe
ich, bald die versprochenen Äusserungen
zu Deiner neuen Oper zu bekommen,
oder was uns sonst wieder in Fluss
bringt. Inzwischen die besten Neu-
jahrswünsche Deinen lieben Eltern
und Frau. Dir selbst alles Gute!
Herzlichst
Dein
G.H. Goering.
[in Bleistift:] 6.I. 33.