Berlin, Luisenstr. 47
16. 2. 17
Lieber, sehr verehrter Herr Ginzkey, auch ich, obwohl von Instinkt aus Opti-
mist, bin davon überzeugt, daß unsre schönen Zeiten endgiltig vorbei
sind und daß es kaum der uns zunächst geborenen jüngeren Genera-
tion gelingen wird, sich erträgliche neue Verhältnisse zu schaffen. Es ist
nicht nur die Zerstörung äußerer Güter und die gewaltige Schul-
denlast, die das mit sich bringen werden, sondern in weit einfluß-
reicherem Maße die furchtbare Niederlage des deutschen Wesens und
Geistes im Lande selbst. An der Front herrscht er wohl noch - drum
steht dort alles so gut - hier drin aber hat er den Todesstreich emp-
fangen. Müßig, gegen die paar Juden anzugehen, die doch nur tun,
was man sie durch Jahrhunderte mittelbar gelehrt hat ! In ihrer Be-
triebsamkeit bleiben sie sich selber treu, bleiben sie ehrlich, wie
sehr sie uns dabei auch gelegentlich übers Ohr hauen mögen. Aber - unsre
Leute ! Die „Germanen“, „Arier“, „Christen“, und wie sie sich zum
16. 2. 17
Lieber, sehr verehrter Herr Ginzkey, auch ich, obwohl von Instinkt aus Opti-
mist, bin davon überzeugt, daß unsre schönen Zeiten endgiltig vorbei
sind und daß es kaum der uns zunächst geborenen jüngeren Genera-
tion gelingen wird, sich erträgliche neue Verhältnisse zu schaffen. Es ist
nicht nur die Zerstörung äußerer Güter und die gewaltige Schul-
denlast, die das mit sich bringen werden, sondern in weit einfluß-
reicherem Maße die furchtbare Niederlage des deutschen Wesens und
Geistes im Lande selbst. An der Front herrscht er wohl noch - drum
steht dort alles so gut - hier drin aber hat er den Todesstreich emp-
fangen. Müßig, gegen die paar Juden anzugehen, die doch nur tun,
was man sie durch Jahrhunderte mittelbar gelehrt hat ! In ihrer Be-
triebsamkeit bleiben sie sich selber treu, bleiben sie ehrlich, wie
sehr sie uns dabei auch gelegentlich übers Ohr hauen mögen. Aber - unsre
Leute ! Die „Germanen“, „Arier“, „Christen“, und wie sie sich zum